Ukraine: Die ÖJAB hilft weiterhin
Rückblick und Ausblick nach einem Jahr
- Friday, 24.2.2023
Wie geht es den UkrainerInnen in der ÖJAB heute? Fast alle wohnen in den beiden ÖJAB-Häusern Mödling und Eisenstadt, finden dort Unterstützung und organisieren ihr Leben in Österreich. Die ÖJAB-Spendenaktion läuft weiter. – Jetzt spenden unter www.oejab.at/ukraine
Als Ende Februar 2022 die ersten Geflüchteten aus der Ukraine in Österreich eintrafen, stellte die ÖJAB innerhalb weniger Tage unbürokratisch Notquartiere in Studierendenwohnheimen für bis zu 130 Menschen zur Verfügung. Wer schnell hilft, hilft doppelt – ein langjähriges ÖJAB-Prinzip. Da die meisten Geflüchteten nicht über ausreichende Geldmittel verfügten, initiierte die ÖJAB eine Geldspendenaktion für ihre Wohn- und Lebenskosten in Österreich. Bis zum Sommer 2022 kamen rund 10.000 EUR zusammen – vielen Dank an alle SpenderInnen! Außerdem wurden in verschiedenen ÖJAB-Häusern Sachspenden gesammelt, teilweise direkt für die Geflüchteten in den Wohnheimen, teilweise für Transporte über Polen in die Ukraine.
Im Spätsommer 2022 zogen fast alle Ukraine-Geflüchteten aus den ÖJAB-Häusern aus, ausgenommen aus den ÖJAB-Häusern Mödling und Eisenstadt. Einzelne UkrainerInnen zogen auch neu ein, als normale Studierende. Manche Geflüchtete zogen weiter in andere europäische Länder, manche kehrten zurück in die Ukraine und viele blieben in Österreich und nützten die inzwischen gut etablierten längerfristigen Flüchtlingsunterkünfte.

UkrainerInnen in den ÖJAB-Häusern Eisenstadt und Mödling
Im ÖJAB-Haus Mödling wohnen heute noch 17 geflüchtete Menschen aus der Ukraine und im ÖJAB-Haus Eisenstadt 51. Beide Häuser bieten ihnen längerfristig gute Wohnstrukturen und eine warmherzige Aufnahme und Gemeinschaft. Mittlerweile werden ihre Wohnkosten, ihr Essen und ihr alltäglicher Bedarf durch eine öffentliche Grundversorgung finanziert. In Eisenstadt arbeiten Heimleiter Peter Winkler und sein Team dazu mit der Caritas Burgenland zusammen, die die Geflüchteten umfassend betreut, berät und begleitet.
Im ÖJAB-Haus Mödling kümmern sich Heimleiter Mohammad-Reza Najmi und Leiter der Asyl-Betreuung Ernst Neunteufl um die 17 Ukraine-Geflüchteten. Es sind sechs Jugendliche, die gerade volljährig werden, sowie Mütter mit Kindern im Kindergarten- oder Schulalter. Für die Kinder wurden Kindergartenplätze und Schulen in Mödling organisiert. Die Mütter absolvieren vorwiegend Deutschkurse, in Zusammenarbeit mit der Gemeinde Mödling. Auch die Jugendlichen sind gut unterwegs: zwei sind Teilnehmer des Schullehrgangs MANA zur Lehrvorbereitung am BPI der ÖJAB geworden, einer hat an der Wiener Technischen Universität inskribiert, ein zweiter steht kurz vor der Inskription, ein Mädchen arbeitet in der Gastronomie und ein weiteres, das erst vor wenigen Wochen eingetroffen ist, orientiert sich gerade. Die mobile Caritas-Flüchtlingshilfe unterstützt ergänzend, z.B. mit Rechtsberatung und gesammelten Sachspenden.
Im ÖJAB-Haus Mödling hat man viel Erfahrung mit geflüchteten Menschen. Aus dem „Flüchtlingsjahr“ 2015 sind sechs ehemalige unbegleitete minderjährigen Flüchtlinge (umF) aus dem Nahen Osten verblieben, die mittlerweile volljährig sind. Sie haben Lehrabschlüsse gemacht, arbeiten und wohnen im ÖJAB-Haus Mödling weiterhin privat ohne öffentliche Unterstützung, berichtet Ernst Neunteufl. Ein Musterbeispiel für gelungene Integration.

Weihnachtsgeschenke, Baumpflanzung, Yoga ...
Viele der UkrainerInnen in den ÖJAB-Häusern richten sich auf ein langes Bleiben in Österreich ein, lernen Deutsch und organisieren Ausbildungen und Berufswege für ihre Kinder oder für sich selbst. Doch es gibt auch die, die rasch zurückkehren, weil sie gebraucht werden, zum Beispiel jüngst eine Ärztin, und andere, die Tag für Tag sehnsüchtig hoffen, endlich wieder in die Ukraine zurückkehren zu können, berichten Ernst Neunteufl und Peter Winkler.
Kleine Dinge im Alltag machen das neue Leben in Österreich schöner. Bei der gemeinsamen Weihnachtsfeier im ÖJAB-Haus Eisenstadt gab es kleine spendenfinanzierte Geschenke. Im Februar pflanzten mehrere in diesem Haus wohnende Kinder gemeinsam mit Mitarbeiter Jakob Kalod ein kleines Nadelbäumchen im Garten vor ihrem Fenster. Einige Frauen besuchen die von Mitarbeiterin Gabriela Weber angebotenen wöchentlichen Yogakurse im ÖJAB-Haus Eisenstadt. Eine andere Gruppe von Frauen macht regelmäßig Yoga unter ukrainischer Anleitung. SOS Kinderdorf und die ukrainische Botschaft in Wien spendeten 90 ukrainisch-sprachige Bücher für die Europahaus-Bibliothek. Auch die MitarbeiterInnen der angrenzenden Fachhochschule Eisenstadt nehmen Anteil und sammelten in den letzten Wochen Geldspenden für die UkrainerInnen im ÖJAB-Haus Eisenstadt.

Austausch mit AFit und Kompetenzerhebungen
In Mödling nehmen zwei der aus der Ukraine geflüchteten Jugendlichen an gemeinsamen Aktivitäten und Ausflügen des Vormoduls von AusbildungsFit im ÖJAB-Haus Mödling teil, das Jugendlichen mit besonderem Kompetenzentwicklungsbedarf niederschwellig hilft. Die zwei ukrainischen Jugendlichen haben diesen besonderen Förderbedarf zwar nicht, aber sie freuen sich über die Geselligkeit und Gelegenheit, die deutsche Sprache zu üben. Für die Vormodul-Jugendlichen wiederum ist der direkte Austausch mit zwei Ukraine-Geflüchteten eine besondere Erfahrung, die ihnen auf ihrem Weg der persönlichen Festigung und Weiterentwicklung hilft.
Neben den Wohnangeboten hilft die ÖJAB Geflüchteten aus der Ukraine auch mit Berufsausbildungen und Deutschkursen am BPI der ÖJAB in Wien. Im Herbst 2022 startete das ÖJAB-Projekt „MIKA: Mit Kompetenz ankommen!“ Hier werden gezielt UkrainerInnen bei der Anerkennung mitgebrachter Qualifikationen unterstützt, damit sie rasch, sinnvoll und nachhaltig in Österreich arbeiten können.
